97944 schwabhausen

robert & ursula MENOLD



Die Landesregierung unter Lothar Späth plante für die strukturschwache Region Boxberg/Baden eine zukunftsorientierte Baumaßnahme. In Zusammenarbeit mit der Firma Daimler-Benz sollten eine Automobil-Teststrecke gebaut und Zulieferfirmen angesiedelt werden.
Der verantwortliche Kreis TBB und der Boxberger Bürgermeister Zipperle befürworteten den Bau der Teststrecke, zumal dadurch auch neue Arbeitsplätze entstehen sollten.

Die Stadt konnte dafür, u.a. vom Fürst von Leiningen, den größten Teil der zu bebauenden Fläche erwerben.

Landbesitzer die verkauften erhielten auf Wunsch, neben dem Verkaufserlös, für ihre Kinder einen garantierten Arbeitsplatz bei der Firma Daimler. Der Großteil der hier ansässigen Bewohner, viele davon Nebenerwerbslandwirte, erwarteten für sich und ihre Familien einen sicheren Arbeitsplatz am Ort. Die Stadt sah daher kein Problem die noch fehlenden Grundstücke zu erwerben oder durch Landtausch zu erhalten.

Was der frisch gewählte, aber ortsfremde Bürgermeister Zipperle wahrscheinlich falsch einschätzte, waren Mentalität und Weitblick sowie den damaligen Zeitgeist. Obwohl immer mehr landwirtschaftliche Betriebe aufgaben, sowohl aufgrund fehlender Rentabilität wie fehlender oder desinteressierter Nachfolge, entwickelten die Baugegner Widerstand gegen einen Verkauf oder Grundstückstausch. Sie fühlen sich zum Teil hintergangen, über den Tisch gezogen oder hielten das Angebot der, in ihren Augen superreichen Autofirma, für unzureichend.

Im Kampf um die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen schlossen sich 1525 die Bauern unter dem Zeichen des Bundschuh zusammen. Der im Mittelalter getragenen Bauernschuhe wurde zum Zeichen des Widerstandes.

Wieder ausgegraben wurde er 1978 von Bauern aus Schwabhausen und der Umgebung; im Kampf gegen eine geplante Teststrecke der Firma Daimler-Benz.
Um den Bau zu verhindern wurde die Genossenschaft "Bundschuh" gegründet, die auch die rechtlichen und juristischen Belange wahr zu nehmen hatte und eine ökologische Veränderungen voran treiben sollte.

In der Satzung der Bundschuh-Genossenschaft wurden folgende Ziele gesetzt:

I.Die Erhaltung der landwirtschaftlichen Strukturen und eine sinnvolle Weiterentwicklung des ländlichen Raumes.

II. Die Erhaltung der Umwelt.

III. Die Förderung von Fremdenverkehr, Handwerk und Kleinindustrie in landgerechtem Sinne.

IV. Die Umsetzung und Anwendung menschengemäßer Techniken und Anbaumethoden.

V. Die Lösung der Probleme des ländlichen Arbeitsmarktes – insbesondere die Probleme der Jungendarbeitslosigkeit.


Diese Zielsetzung wurde von den 75 Gründungsmitgliedern der Genossenschaft verabschiedet.

Rechenschaftsberichte liegen leider nicht vor.


Der Widerstand wurde dadurch verstärkt, dass die Stadt mit vielen rechtlichen Mitteln und Beschlüssen den Verkauf der noch benötigten Fläche zur erreichen suchte. Was die Verantwortlichen nicht bedachten, dass das Flurbereinigungsverfahren rechtlich nicht anwendbar war und sich negativ auf das Bauvorhaben auswirken sollte.
Das Zusammenleben innerhalb der Dorfgemeinschaft bis hin in einzelne Familien, wurde im Laufe der Auseinandersetzungen immer schwieriger. Beide Parteien haben sich derart befehdet, dass der soziale Friede im Dorf auf Jahrzehnte gestört wurde.